Esoterisch-kultische (Sonntags-) Feier
Was ist ein nicht-priesterlicher Kultus
Jeder Kultus, der nicht konfessionell gebunden ist, und der nicht durch Pfarrer gehalten wird, ist ein freier Kultus, aber er ist nicht beliebig, sondern unterliegt bestimmten Formen im Ritual. Viele Menschen haben religiöse Be-dürfnisse, aber sie sind nicht kirchlich gebunden. Die Frage ist, für wen diese Feiern zu halten sind. Bei Sonntags-handlung und Jugendfeier ist es eindeutig. Für wen ist aber die Opferfeier oder die esoterische Feier? Kann ein Mensch, der nicht voll in seinen Bewusstseinskräften lebt, daran teilnehmen, oder ist er überfordert? Ist es sinnvoll, eine Sonntagsfeier für diese Menschen zu gestalten? Meine Erfahrungen gehen in diese Richtung. Ich habe einige solcher Feiern erlebt, die z.T. sehr würdig waren. Es wäre sinnvoll, daran weiter zu arbeiten! Weiter: die Opferfeier ist vor allem für junge Menschen gedacht. Für Erwachsene sollte es eine spezielle kultisch-esoterische Feier ge-ben — so Rudolf Steiner. Mit der hier geschilderten Feier ist ein solcher erster Versuch gemacht, um daran weiter-zuarbeiten. Er ist also kollegial zu betrachten und ggfs. zu erweitern.
Die freien Kultushandlungen Rudolf Steiners sind zunächst den Religionslehrern der Waldorfschulen übergeben worden. Sie sind aber nach seinen Angaben nicht nur für die Schulen gedacht, sondern sind für alle Menschen, die sie haben wollen, gegeben worden. Alles ist in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe veröffentlicht (GA 269). Ergän-zendes ist in den Lehrerkonferenzen (GA 300 a-c), namentlich in dem Buch Zur religiösen Erziehung — Wortlaute Rudolf Steiners als Arbeitsmaterial für Waldorfpädagogen, Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart, zu finden.
Am 24.1.1925 schrieb Herbert Hahn im Auftrag des Kollegiums an Rudolf Steiner und stellte einige wichtige Fragen, die sofort beantwortet wurden. Am Ende des Briefes stellte er die Frage, wie mit der Jugend- und Opferfeier um-zugehen sei. Die Antwort Rudolf Steiners dazu: Also es gibt zwei Wege — entweder warten, (oder) selbständig etwas zu unternehmen. Übermittelt von Konstanza Kaliks, Leitungskreis der Hochschule; veröffentlicht in Das Goetheanum #19, 2025.
Die Casualien wie Taufe, Bestattung usw. wurden später, nachdem sie auf Nachfrage einzelnen Lehrern übergeben worden waren, von der Christengemeinschaft übernommen. Diese Casualien wurden von mir für den nichtpries-terlichen Gebrauch bearbeitet.
Die Benutzung für den angemessenen Gebrauch und die Verbreitung sind in die Verantwortung der einzelnen Handlunghaltenden gelegt, die sich mit dem Kollegium des Internationalen Gremiums für religiöse Erziehung in Dor-nach, Schweiz, in Beziehung halten können.
Aus grundsätzlichen Erwägungen sind die Taten und Worte CHRISTI immer im Präsens geschrieben, weil CHRISTUS immer in der Gegenwart – im Jetzt ist, ausserhalb von Zeit und Raum! Das gilt für alle himmlischen Wesen. Der Name CHRISTI und eben auch das ICH in Bezug auf IHN sind in Versalschrift geschrieben, Seine Pronomina werden gross-geschrieben.
Richthof, im August 2016, 2022, 2025
Dieser Text wurde als Versuch für eine Feier innerhalb einer esoterischen Gemeinschaft zusammengestellt in Aus-arbeitung einer Anregung Rudolf Steiners auf die Frage hin von René Maikowski nach einer kultischen Vertiefung der anthroposophischen Arbeit. Es solle dies auf der Opferfeier aufbauen. Dieses ist eine Zusammenstellung von Helga und Tade Melchior Bai-Wendel als Grundlage, daran kollegial weiterzuarbeiten.
Am Samstag-Abend, (ggfs. auch Sonntag morgens), etwa um 18:00 / 9:00 h könnte ein Evangeliengespräch über die jahreszeitliche Perikope nach der alten Perikopenordnung sein, und ein Gebet für die Verstorbenen folgen. (Alle sitzen im Halbkreis)
(Vor dem Beginn:) Esoterisches so genanntes Vater-unser — unser Menschheitsgebet — Nach Rudolf Steiner. von allen stehend gesprochen:
ABBA, unser lieber heiliger GOTT *), der Du warst, bist und sein wirst in unser aller innerstem Wesen — unserem allerinnersten Wesen! / Dein Name wird in uns allen verherrlicht und hochgepriesen. / Dein Reich erweitert sich in unseren Taten und in unserem Lebenswandel — unseren Lebensläufen. / Deinen Willen führen wir in der Betätigung unseres Lebens so aus, wie Du, O GOTT, Ihn in unser innerstes Wesen gelegt hast. / Die Nahrung des Geistes, das Brot des Lebens, gibst Du uns in Überfülle in allen wechselnden Zuständen unseres Lebens. / Lasse Ausgleich sein unser Erbarmen an anderen für die Abirrungen an unserem eigenen Wesen begangen, für die Schuld, der wir in unserem Wesen verfallen. / Den Widersacher lässt Du nicht über das Vermögen unserer Kraft in uns wirken, da in Deinem Wesen keine Prüfung bestehen kann; / Denn der Widersacher ist nur Schein und Täuschung, aus der Du, O GOTT, uns durch das Licht Deiner Erkenntnis, Deiner SOPHIA sicher herausführen wirst. / Deine Kraft und Herrlichkeit wirke in uns in die Zeitenläufe der Zeitenläufe. / Ja, so sei es — Amen.
*) GOTT ist geschlechtsneutral. Ebenso verhält es sich mit ABBA — im Hebräischen: alles aus Sich Selbst hervor-bringend — oder Birther im Englischen. GOTT ist Mutter und Vater der Menschen, GOTT liebt uns wie eine Mutter! Der früher Heiliger Geist — Spiritus Sanctus (lat.) genannte, ist die Weisheitsgöttin — Hagia Sophia (griech.), die Heilige Geistin — das dritte Prinzip der Trinität. Diese ist geschlechtslos, d.h. weder weiblich noch männlich also ohne Artikel. GOTT ist ABBA / Birther, also Vater und Mutter. (Alle setzen sich, einer spricht:)
CHRISTUS — Meditation / CHRISTUS, der Du leuchtest meinem Denken, / CHRISTUS, der Du lebst in meinem Fühlen, / CHRISTUS, der Du wirkst in meinem Wollen, / Leuchte mir vom Haupte hin zum Herzen, / Webe mir vom Herzen zu den Gliedern, / Ströme von den Gliedern in die Welt. / Dass ich schaue Dein lichtes Liebewesen,/ Leben lerne Deinen Opferwillen, / Wie er webend wirkt im Menschheitswerden. / Und so fühl‘ ich mich als Glied von Deinem Wesen, / Und durchdrungen ganz von Deinem Liebesstrome. / Nicht mein ICH — CHRISTUS will in mir! Rudolf Steiner
AOUM – Amen (Alternativ statt des esoterischen sog. Vater-unsers) / Es walten die Übel / Zeugen sich lösender ICHheit / Von anderen erschuldete Selbstheitschuld / Erlebt im täglichen Brote / In dem nicht waltet der Himmel Wille / Da der Mensch sich schied von Eurem Reich / Und vergass Euren Namen / Ihr Götter in den Himmeln.
Das Kosmische sog. Vater-unser, nach Rudolf Steiner
(Perikope stehend lesen und sitzend Gespräch)
Rosenkreuz: CHRISTUS segne uns und behüte uns, / CHRISTUS lasse leuchten Sein Angesicht über uns und sei uns gnädig, / CHRISTUS erhebe Sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden!
(Alle machen das Rosenkreuzzeichen und sprechen dann gemeinsam für die Verstorbenen:)
(auch Sonntag) Geister eurer Seelen, wirkende Wächter! / Eure Schwingen mögen bringen / Unserer Seelen bittende Liebe / Eurer Hut vertrauten Erden- und Sphärenmenschen, / Dass mit Eurer Macht geeint. / Unsere Bitte helfend strahle / Den Seelen, die sie liebend suchen. Auch im Singular möglich.
Spruch Rudolf Steiner, Unsere Toten, GA 261
Am (Sonntag-)Morgen 9:00 h
Vor Beginn: Die Ausführenden meditieren für sich das Rosenkreuz;
CHRISTUS segne uns und behüte uns, CHRISTUS lasse leuchten Sein Angesicht über uns und sei uns gnädig, CHRISTUS erhebe Sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden! — CHRISTUS hilf uns, dass wir Deinen Dienst würdig vollbringen, gib uns Kraft dazu. (Dabei von allen das Rosenkreuzzeichen.)
Im Raum der Feier stehen die Stühle im Halbkreis. Vorne in der Mitte steht ein kleiner Tisch mit roter Decke, darauf drei Kerzen für die TRINITÄT. Bei der mittleren Kerze steht das CHRISTUS-Bild — Lionardo da Vinci, Il Redentore.
Die drei die Feier Vollziehenden sitzen zunächst mittig innerhalb des Halbkreises in der ersten Reihe mit Blick auf das CHRISTUS-Bild. Zehn Minuten vor dem Beginn wird die Tür geöffnet — Schweigen. Die drei stehen auf und gehen zum Tisch, die Mitte zündet die 3 Kerzen an. Es erklingt ein passendes Musikstück zu Beginn.
Beginn der Feier — Lektion: Alle stehen auf, Mitte spricht als Introitus: Drehen zur Versammlung hin, weil CHRISTUS in uns ist!
Mitte:
(Vormeditation) O CHRISTUS! / Dein Licht erhelle meines Denkens Umkreis. / Deine Lebenswärme durchkrafte meines Fühlens Mitte, / Deine Seelenkraft durchgeiste meines Wollens Strahlenleib, / Sei in dem Dienst, den wir Dir leisten wollen.
CHRISTI Taten auf Golgotha / Stehen vor unseren Seelen. / Die Weihe-Stimmung unserer Seelen / Offenbart uns CHRISTI Taten auf Erden. / Die Verehrung unserer Seelen / Betet zu CHRISTI Menschheitsopfer. / Die Andacht unserer Seelen / Führe in diesen Feierraum / Das Erleben von CHRISTI Menschheitsopfer.
ABBA sei in uns, / CHRISTUS schaffe in uns, / SOPHIA erleuchte uns. Alle: Rosenkreuzzeichen.
Alle sprechen stehend die vierte Strophe des Grundsteins:
Ich verbinde mich mit allen Esoterikern auf der Welt; ich verbinde mich mit dem Leiden der Erde.
In der Zeiten Wende / Trat das Welten-Geistes-Licht / In den irdischen Wesensstrom; / Nacht-Dunkel, / Hatte ausge-waltet; / Taghelles Licht / Erstrahlte in Menschenseelen; / Licht, / Das erwärmt / Die armen Hirtenherzen; / Licht, / Das erleuchtet / Die weisen Königshäupter — / Göttliches Licht, / CHRISTUS-Sonne, / Erwärme / Unsere Herzen; / Erleuchte / Unsere Häupter; / Dass gut werde, / Was wir / Aus Herzen gründen, / Was wir / Aus Häuptern / Ziel-voll führen wollen.
Mitte: CHRISTUS in uns. Rechts: Und unseren Geist erfülle CHRISTUS.
Die Mitte kreuzt/alle kreuzen die Arme über der Brust. Rechts Arme zur Seite.
Staffel- / Stufengebet: Wendung zum Bild.
Rechts: Zu ABBA wenden / Wir unseren Geist. / ABBA webt im Weltengrunde / ABBA lebt in unserer Menschheit. / Wir sind alles, / Was wir sind / In ABBAS Sein, / Durch ABBAS Kraft.
Zu CHRISTUS wenden / Wir unsere Seele / CHRISTUS waltet als ewiges Wort. / In Weltensein und Menschenwesen. / Wir finden Trost / Für unsere Schwachheit / In CHRISTI Stärke,/ In CHRISTI Opfertat.
Zu SOPHIA wenden / Wir unseren Willen. / SOPHIA leuchtet in unseren Entschlüssen / SOPHIA waltet in unseren Taten. / Wir finden Stärke / In unserer Finsternis / Durch SOPHIAS Licht, / Und Seelenkraft durch SOPHIA / Als Geistessonne.
Als Evangelien Lesung erfolgt immer der Prolog Johanni (Jo. 1, 1-18) frei nach der Übertragung Rudolf Steiners. Alle stehen: Wendung zur Versammlung
Links: Unser Herz trage in sich / Das Bewusstsein Deines Lebens, / O CHRISTUS; / Meinen Lippen entströme /
Dein reines Wort, / O CHRISTUS. / Deine Gnade würdige / Mich, zu sprechen Dein Wort / O CHRISTUS.
Links: Wir lesen aus dem Johannes-Evangelium im 1. Kapitel – Wir sind im oberen, unserem innersten, Raum, dem ICH!
Im Urbeginne war das WORT; und das WORT war bei GOTT, und ein GOTT war das WORT. Dieses war im Urbeginne bei GOTT. Alles ist durch Dasselbe geschaffen; und ausser durch Dieses ist nichts von dem Entstandenen geworden. In IHM ist das Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis begreift ES nicht. Es war ein Mensch, gesandt von GOTT, mit seinem Namen I-O-A-nnes. Dieser kam zum Zeugnis, auf dass er das Licht bezeuge, und dass durch ihn alle glauben sollen. Er selbst war nicht das Licht, sondern dass er das Licht bezeuge. Denn das wahre Licht, Das alle Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. ES ist in der Welt, und die Welt ist durch ES geschaffen, aber die Welt begreift ES nicht. In die einzelnen Menschen kommt ES — bis zu den ICH-Menschen kommt ES — aber die einzelnen Menschen — die ICH-Menschen — nehmen ES nicht auf. Die ES aber aufnehmen, die können sich durch ES als GOTTES-Kinder offenbaren. Die Seinem Namen vertrauen, sind nicht aus Blut, nicht aus dem Willen des Leibes, und nicht aus menschlichem Willen, sondern aus GOTT geboren. Und das WORT ist Leib geworden und wohnt unter uns, und wir hören Seine Lehre, die Lehre von dem einigen CHRISTUS GOTTES, erfüllt von Hingabe und Wahrheit. I-O-A-nnes legt Zeugnis für IHN ab und verkündet deutlich: Dieser ist es, von Dem ich sage: Nach mir kommt Derjenige, Der vor mir gewesen ist. Denn ER ist mein Vorgänger. Denn aus Dessen Fülle nehmen wir alle Gnade über Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben. Die Gnade und die Wahrheit aber sind durch JESUS CHRISTUS entstanden. GOTT hat niemand bisher mit Augen geschaut. Der eingeborene CHRISTUS, Der im Innern des Weltengrundes ist, ER ist der Führer zu diesem Schauen geworden.
Wir erheben unsre Seele /Zu Dir, o CHRISTUS. / Dein Evangelium / Als reines Wort / Tilgt aus unsern Worten / Was unrein in ihnen ist.
Mitte: CHRISTUS in uns. . Rechts: Und unseren Geist erfülle CHRISTUS.
Die Mitte kreuzt / Rechts: Arme zur Seite. / Alle setzen sich, die drei stehen.
Offertorium: Wendung zum Bild.
Rechts: Dir, ewiger Weltengrund, / Webend in Raumesweiten / Und in Zeitenfernen / Opfern die heiligsten Gefühle / Deiner Menschensprossen / Hingegebene Herzen. / Du schaust in die Schwächen / Dieser Herzen; / So ströme zu Dir auch / Die Sehnsucht dieser Herzen.
Links: Ja, so sei es. Sehr langsam sprechen:
Mitte: All unser Menschensein / Denke hin zu CHRISTI Tat. / Unser Leib sehnt sich / Nach CHRISTI Kraft. / Unser Blut sehnt sich / Nach CHRISTI Licht.
Alle: Mit erhobenen Armen, nur die Mitte spricht — sehr langsam:
In Deinen Sonnenhöhen / O CHRISTUS schaue / Auf das Opfer / Unseres Menschenseins; / Unseres beseelten Leibes,
/ Unseres durchgeisteten Blutes. / Sie seien in Dir / Du seist in ihnen.
Rechts: Aus des Menschen Seelenopfer / Aus des Menschen Geistesopfer / Werde das wesenschaffende Liebefeuer, / Das walte von Mensch zu GOTT, / Das walte von Mensch zu Mensch.
Links: Ja, so sei es. Zur Versammlung.
Mitte: CHRISTUS in uns. Rechts: Und unseren Geist erfülle CHRISTUS.
Die Mitte kreuzt / alle kreuzen die Arme über der Brust / Re. Arme zur Seite. Alle setzen sich, die drei stehen.
Transsubstantiation: Zum Bild.
Links: Unser Denken leuchte / Dir entgegen
Unser Fühlen sehne / Sich nach Dir / Unser Wollen krafte
/ Nach Dir
/ GÖTTLICHER Weltengrund.
Rechts: Unser Schicksal walte / Mit Dir / Unser Leben fliesse / In Dir / Unser Sehnen trachte / Nach Dir / CHRISTUS, Du Walter für uns.
Wandlungsgebet: Mitte: CHRISTUS eint sich / Bevor ER hingeht, / Zum Menschentod / Mit den Seinen. / CHRISTUS weiht Seinen Leib, / Den Träger Seiner Seele, / Dem GÖTTLICHEN Weltengrund. / CHRISTUS weiht Sein Blut, / Den Träger Seines Geistes, / Dem Licht des Weltengrundes. / Und so gibt CHRISTUS Sich hin / Den Seinen. / So lasst in Geistes-Wandlung / Unseren Leib, / Unserer Seele Träger, / Unser Blut, / Unseres Geistes Träger, / Werden Seinen Leib, / Werden Sein Blut. / CHRISTUS spricht: / Nehmt hin; / Seine Gnade lasse uns sprechen: / Nimm hin: / Wir möchten / Dir geben: / Das Opfer / Im Licht / Deines Opfers; / Suchend unser Sein / In Deinem Sein. / CHRISTUS walte / Heil-tragend / In unserer Seele, / Kraft spendend / In unserem Geist. Zur Versammlung
Rechts: CHRISTUS ist in uns, / Sein Licht leuchtet / Seine Gnade waltet / Seine Kraft webt allhier.
Links: SOPHIA / Walte über unser Denken / Webe in unserem Fühlen / Wirke aus unserem Wollen.
Mitte: CHRISTUS in uns. Rechts: Und unseren Geist erfülle CHRISTUS.
Die Mitte kreuzt / alle kreuzen die Arme über der Brust / Rechts: Arme zur Seite. Alle setzen sich, die drei stehen.
Links: Ja, so sei es.
Kommunion: Zum Bild.
Links: O CHRISTUS, Du hast / In unerschöpflicher Güte, / In unermesslicher Liebe, / In grenzenloser Gnade / Den Frieden gegeben / Den Deinigen . . .
Rechts: So mache unseren Geist / Hell, von Licht erfüllt, / So mache unser Wort / Rein, von Gedanken erfüllt, / So mache unser Herz / Lauter und irrungsrein.
Langsam sprechen Mitte: CHRISTUS in uns. / Sein heller, lichterfüllter GEIST / In unsrem Geist; / Seine reinen, seelewarmen Gedanken / In unsrer Seele; / Sein lautres, irrungsreines Herz / In unsrem Herzen.
Kreuzen der Arme über der Brust
Langsam sprechen: CHRISTUS, wir empfangen Dich / Zur Gesundung unsres Leibes / !
Zur Gesundung unsrer Seele / Zur Gesundung unsres Geistes. Zur Versammlung.
Links: Ja, so sei es. Rechts: Gang zur Kommunion, aufstehen,
Zeige- und Mittelfinger zwischen die Augen des Menschen legen. Rechts: CHRISTI GEIST lebe in dir (uns).
Antwort: Ich darf empfangen CHRISTI GEIST / GOTTES GEIST / Der Liebe GEIST
(Alternativen je nach Glauben — Christen, Juden, Muslime, andere; ggfs. von allen laut gesprochen.)
Mitte: CHRISTUS in uns. Rechts: Und unseren Geist erfülle CHRISTUS.
Die Mitte kreuzt / alle kreuzen die Arme über der Brust / Rechts: Arme zur Seite. Alle setzen sich, die drei stehen.
Links: Nehmt hin dies, ihr Himmel, / Als die opfernde Tat / Der Menschenseele.
Alle: Mit erhobenen Armen, nur links spricht. Rechts: Ja, so sei es — Amen.
Gesang eines jahreszeitlich passenden Liedes (z.B. Macht hoch die Tür …, Es ist ein Ros´ entsprungen ..., Morgenglanz der Ewigkeit …, CHRIST ist erstanden …, Dienend hüten wir im Lichte …, Geh´ aus mein Herz …, Die güldene Sonne …, Unüberwindlich starker Held … usw.)
Esoterisches so genanntes Vater-unser — unser Menschheitsgebet — von allen stehend gesprochen — siehe oben! ⬆️
ABBA sei in uns / CHRISTUS schaffe in uns, / SOPHIA erleuchte uns. Alle machen das Rosenkreuzzeichen. — Pause
Alle: Mit erhobenen Armen, nur die Mitte spricht segnend: Mitte: CHRISTUS segne uns und behüte uns, / CHRISTUS lasse leuchten Sein Angesicht über uns und sei uns gnädig, / CHRISTUS erhebe Sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden!
Am Ende erfolgt ein passendes Musikstück. 3 Kerzen (für ABBA, CHRISTUS, SOPHIA) löschen durch die Mitte.
Alle verlassen den Raum, die drei setzen sich.
Die Ausführenden meditieren für sich das Rosenkreuz, danach:
Mitte: Wir danken den Himmeln: dass wir diesen Dienst feiern durften.
GOTT ist einmalig, daher braucht es keinen Artikel, IHN zu benennen! — Wenn es einen Altar gibt, werden die Umwendungen wie beschrieben vollzogen, sonst stehen die drei Handelnden am Scheitel des Halbkreises und schauen in die Versammlung. Dann stehen vor ihnen Kerzen und Bild. — Der Text soll möglichst in zeitgemässer Sprache sein. — Ein Problem ist in der deutschen Sprache das grammatikalische Geschlecht, aber die Gottheit ist neutral!
Gemeinschaft und Religiosität
Gemeinschaft und Religion, besser ist Religiosität in der Gemeinschaft: Letztlich sind es Sinnfragen, Fragen nach dem Sinn des Lebens: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer bin ich?
Was ist Religion? Eine mögliche Erklärung: wenn man Religion, lat. religio, auf religare zurückführt, wäre die Bedeutung zurück- oder festbinden, das könnte man auch Rückführung nennen, Rückführung der Seele zum Göttlichen. Die Menschen und besonders das Kind und auch unsere Freunde mit besonderen Bedürfnissen und Fähigkeiten leben in der Erinnerung an ihr Sein in der geistigen Welt und haben die Hoffnung auf eine Rückkehr in diese Welt. Dabei hilft die Religion — nicht unbedingt die kirchlich-konfessionell geprägte. Aber das Leben mit dem Bewusstsein an die immer gegenwärtige Hilfe geistiger Wesen — allgegenwärtige Religiosität — gibt Vertrauen, ja sogar Sicherheit. Während Religion mehr der äussere, kirchlich-konfessionelle Aspekt ist, meint Religiosität die persönliche Begegnung mit und die innere Haltung zur göttlichen Welt. Das geschieht durch Andacht und Ehrfucht. Spiritualität ist hingegen das allgemeine Verhältnis zu allem nicht Sinnlichen, also dem Übersinnlichen.
Wie erleben wir Religiosität? Sie erschöpft sich nicht im allsonntäglichen Kirchenbesuch. Vielmehr ist eine stetige Beschäftigung mit Fragen des gemeinschaftlichen Lebens notwendig, der Hinwendung zu den anderen Menschen, was sehr deutlich in der Parzivalfrage Oheim, was wirret dich? erscheint. Denn der Mensch lebt nicht für sich allein auf der Erde, sondern er muss sich jederzeit mit den Bedürfnissen anderer auseinandersetzen. Das Leben und die inneren Fragen daran gestalten sich sehr viel einfacher und deutlicher in der Gemeinschaft mit anderen Menschen. Jedes religiöse gemeinschaftliche Handeln stärkt und ordnet die Gemeinschaft. Das kann nur von jedem selbst erlebt werden, natürlich nur in gegenseitiger Freiheit, denn Religiosität kann nur in Freiheit gepflegt werden.
Im alltäglichen Leben kann uns immer wieder ein reiches Spruchleben begleiten. Hier sei exemplarisch der Tischspruch behandelt: Das Brot ernährt uns nicht, was uns im Brote speist, ist Gottes ewiges Wort, ist Leben und ist Geist (Angelus Silesius). Wir denken in Dankbarkeit daran, dass es vieler Menschen Arbeit bedarf, das Brot herzustellen, von der Landwirtschaft über die Mühle, die Bäckerei und schliesslich den Zubereitenden in der Küche. In früheren Zeiten wurde in den Brotlaib in der Bäckerei ein Kreuzeszeichen geritzt. Es darf auch überlegt werden, wie unsäglich viele Menschen auf der Erde nicht genügend zu Essen haben! Das alles führt doch zur Dankbarkeit, besonders gegenüber den geistigen Wesen, die uns helfen. Weiterhin ist es nach obigem Spruch nicht das Wichtigste, dass wir Brot essen können, sondern dass das Wort, der Geist Gottes darinnen ist. Das wird auch deutlich in der 4. Bitte des so genannten Vater-unsers, des grossen Menschheitsgebetes, in einer ursprünglichen Fassung: Das nötige Brot, das Brot des Lebens, gib uns heute (Supersubstanz in der Vulgata). Es gilt auch nicht zuletzt, was in der Prüfung CHRISTI, der so genannten Versuchung, von CHRISTUS selbst gesprochen wird: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort Gottes (5. Mose 8, 3; Mt. 4,4). Was nicht bedeutet, dass der Mensch nicht auch der physischen Nahrung bedarf um hier auf der Erde zu leben.
Wer hilft uns, in Freude zu arbeiten? Arbeit bindet Mensch an Mensch, denn der Sinn der Arbeit ist letztlich, für andere etwas tun zu dürfen. Selbstverständlich begegnen wir einander auf Augenhöhe, d.h. ich achte die Würde des anderen Menschen und gebe ihm Raum. Jede Begegnung der Menschen untereinander in Liebe und Freiheit ist Gottesbegegnung, da ich das Göttliche im anderen Menschen erkennen möchte, um ihn zu verstehen!
Ein Urgeheimnis von zukunftsfähiger Gemeinschaft ist die Art, wie wir miteinander umgehen. Dafür erhalten wir in den Evangelien wunderbare Beispiele: Gemeinschaft braucht Inhalt, einen inneren Kern. Das Bewegen von geistigen Inhalten miteinander wirkt für jeden erhebend und sinngebend. In Gesprächen im Freundeskreis, die vielleicht den Sonntag einleiten, dürfen wir wunderbare Gedanken voneinander empfangen. So wird die Schale gebildet, in die sich die Feier am Sonntag mit all unseren Schicksalen, auch denen der Verstorbenen, einsenken kann.
Dadurch geschieht Ordnen in Religiosität und zukünftiges Wachsen der Gemeinschaft.
Nach Helga und Tade Melchior Bai-Wendel in der Halbjahresschrift der Lebensgemeinschaft „Unser Dorf“.
Wie stehen wir zu unserer abendländischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Bezug auf das Christentum? Was wollen wir?
Oft wird Christlichkeit mit Konfession gleichgestellt, das ist hier nicht gemeint. Spricht man mit eher jungen Menschen, bemerkt man ein tiefes Bedürfnis nach spiritueller und religiöser Vertiefung des Lebens. Aber die Fragen treten im täglichen Leben nicht hervor, haben keine Priorität, werden von den Alltagsaufgaben verdrängt, obwohl diese Fragen in unserer Zeit der allgemeinen Nöte von grösster Bedeutung sind.
Wie steht es nun um die Religiosität? Es ist doch deutlich: alles rhythmische Geschehen hilft uns! Sei es nun der regelmässige Tischspruch, sei es überhaupt das Begleiten des Tages-, Wochen- und Jahreslaufes oder sei es das Leben mit den Verstorbenen. Überall begegnen wir der Religiosität — ja sogar im Alltäglichen. Die Werkbank, ebenso der Küchentisch oder das Esszimmer, werden zum Altar — ja nach Joseph Beuys der Bahnhof zur Mysterienstätte — wenn unsere Arbeit in Liebe getan wird, und zwar in Liebe zur Notwendigkeit der Befriedigung der Bedürfnisse der anderen Menschen. Nicht aus Pflichterfüllung, sondern aus freier Einsicht zum Nötigen. Das führt uns zum Kultusaspekt der Arbeit. Die Frage ist: Will ich arbeiten oder muss ich arbeiten? … Ich will arbeiten, um die Welt zu verändern, nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus der Notwendigkeit heraus, Dinge in Liebe zu tun, die getan werden müssen — also zu opfern — im Vertrauen darauf, dass der Mitmensch ebenso handelt. In der Arbeit pflegt der Mensch die Erde und hilft damit den anderen Menschen in ihrem Menschsein. Da dies nur in gegenseitiger Freiheit geschehen kann, kann nur Freiheit die Grundlage menschlicher Arbeit sein. Das ist, wiederum frei nach Joseph Beuys, das Kapital!
Das Erleben von religiösen Gesprächen und Sonntagsfeiern, ist ein zentrales Element religiösen Erlebens, oft in fester Form. — Es soll hier keiner Konfession oder Gemeinschaft der Vorzug gegeben werden. Mahatma Gandhi betonte mit Recht, dass nicht die Art des Gottesdienstes, das Ritual, wichtig ist, sondern die Tatsache des Besuches eines Gottesdienstes, gleich welcher Religion oder Konfession. Wobei selbstverständlich die denkbar grösste Freiheit in kultischen Angelegenheiten walten muss. Kein Mensch darf zur Religiosität gezwungen werden, sie kann nicht eingefordert werden. Wenn aber Religiosität nach des Wortes Ursprung die Rückführung, nämlich zum Geistigen, und Kultus die Pflege des Geistigen ist, bemerkt man sehr schnell die Wichtigkeit für alle Menschen. Religiosität ist Nahrung des Menschen wie Essen und Trinken.
Viele Menschen leben mit den Evangelientexten, den Perikopen, und haben ein grosses Gesprächsbedürfnis dazu. Das ist in Gesprächskreisen immer wieder offenkundig. Es ist auch ein grosses Verstehen vorhanden, vielleicht nicht immer intellektuell, mehr im Erleben der grossen Bilder der Evangelien. Selbstverständlich werden Familien- und Jahresfeste gefeiert: Ostern, Pfingsten, Erntedank und Weihnachten; und am Totensonntag wird der Verstorbenen, nicht nur des vergangenen Jahres, gedacht.
Wir leben mit allen Menschen in einer Schicksalsgemeinschaft. Im Schlafbereich aber auch in der Begegnung mit Menschen treffen wir unbewusst auf unsere Engel. Dabei erleben wir in den Begegnungen mit der geistigen Welt nie Urteil, sondern Wahrnehmung. Das kann zum Mitleiden mit dem Schicksal anderer Menschen führen. In der Menschenbegegnung kann erlebt werden: Ich habe den Meister gesehen, also CHRISTUS in dem anderen. Doch es gilt natürlich auch die paulinische Umkehrung: Nicht ich, CHRISTUS in mir!
Wir sehen zwei Wege: den Erkenntnisweg und den Andachtsweg. Der Erkenntnisweg ist der Weg, der im Evangelium als der Weg der Maria Magdalena beschrieben wird, die vita contemplativa. Der Andachtsweg, der dienende Weg, ist der Weg der Martha, vita activa. Wie ändern sich die Wege im Verlauf einer Biographie — Gibt es ein Zurück bei einem Irrweg — Was ist gesund? Der heutige Mensch muss beide Wege gehen, damit er nicht in die Einseitigkeit geführt wird.
Der Kultus soll nicht nur in konfessioneller, sondern auch in allgemeiner Form betrachtet werden. Wir hören die Welt sprechen, sie gibt immer Antworten auf unsere Fragen. Allerdings kann die Erkenntnis irren. Eine gute Lösung ist das Vertrauen auf die immer gegenwärtige Hilfe der geistigen Welt, die Intuition; das Wirken der Engel darf durchaus in unser tägliches Tun einbezogen werden. In der zwischenmenschlichen Begegnung erleben wir Sympathie und Antipathie, oder Einschlafen und Aufwachen am/im anderen. Es entsteht ein heiliger Raum zwischen den Menschen, im Verstehen des anderen. Das Aufwachen ist die Quintessenz des Schlafes.
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, / Hat auch Religion. / Wer jene beiden nicht besitzt, / Der habe Religion. J.W. von Goethe
Es ist an der Zeit: die Umkehr zu einer religiösen Haltung ohne konfessionelle Bindung.
Rudolf Steiner, Das Motto der Sozialethik:
Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft; und in der Gemeinschaft lebt der Einzelseele Kraft.
Die Kraft der einzelnen Menschenseele lebt in der Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft. Aber die Gemeinschaft bildet sich erst durch die Folgen und Wirkungen, die Spiegelungen, der Taten der einzelnen Menschenseele. Das ist ein umgekehrter Kultus! — Die geistige Welt hilft bei der Verwirklichung; die Kommunion, also die Gemeinschaft, ist sonst das Ziel eines Kultus, sie steht jetzt am Beginn.
Wie kommt man dahin? Natürlich zunächst durch eigene selbstlose Arbeit an sich selbst — ohnmächtig, ohne Macht, das ist die Nearchie. Rudolf Steiner hat das wunderbar im Soziologischen Grundgesetz formuliert: Der Einzelne stellt seine gesamten Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft, er erwartet nichts für sich, und die Gemeinschaft nimmt nichts für sich, sondern tut alles zur Förderung des Individuums. Damit wird man ein rechter Gotteskämpfer, aber ohne Waffen! Weiterhin gibt es die Möglichkeit, gemeinsam auf Augenhöhe gleichberechtigt in Gesprächskreisen zu arbeiten. Zwölf Menschen besprechen im Kreis ein gestelltes Problem durch sokratisches Fragen. Keiner dominiert, nur durch Fragen und Antworten, nicht durch Diskussion, wird das Problem bewegt. Die Antwort ergibt sich — es wird eine Lösung geben. Diese Methode kann als Wisdom-Council bezeichnet werden. Dr. Claus Otto Scharmer vom MIT in den USA hat mit der Theory U ähnliches weiter entwickelt.
Durch Agape, der göttlichen Form der Liebe (Jo. 21) entsteht die Liebe in der Gemeinschaft, die Koinonia. Die Grundlage dazu ist die Befolgung der Aufforderung CHRISTI: Liebt einander, wie ICH euch liebe (Jo. 15), oder wie von Paulus im 1. Kor. 13 beschrieben: Die Liebe aber ist das Grösste! Erreicht wird das durch Opferung der eigenen Wünsche. Daraus kann Wandlung werden und schliesslich eine Kommunion, eine Vereinigung mit CHRISTUS, dem Menschensohn. Das wäre ein kosmischer Kultus, ein Kultus der für die Menschen vom Himmel ausgeht.
Christus — Gott als Herr der Erde
Zunächst zum Anfang eine Bildbetrachtung: Meister Matthis, Die Auferstehung CHRISTI im Isenheimer Altar. Das Bild ist eine wunderbare Darstellung des Auferstehenden: CHRISTUS erscheint in der Sonne um Mitternacht, der grosse Felsbrocken ist wie schwebend, die Legionäre sind geblendet, wenden sich ab. Es zeigt CHRISTUS als Herrn der Erde! — Aber zunächst wollen wir uns zu Beginn einige Gedanken über das Wort Herr machen:
Man könnte ja meinen, dass Herr und gleichzeitig Knecht, Freund, Bruder, so die Selbstbezeichnung CHRISTI (Jo. 15, 13-15), ein Gegensatz sei. Im Althochdeutschen kommt Herr von herro, das bedeutet älter, ehrwürdig, erhaben, oder auch her — hehr, dieses kommt vom Lateinischen senior — Alter, im Gegensatz dazu dominus — Herr. Señor im Spanischen oder Signore im Italienischen leiten sich direkt von senior ab, wie auch Monsieur (franz.) und bedingt Mijnheer (ndl.), die beide mein Herr bedeuten. Dagegen kommt Mister im Englischen von Meister und der Herr heisst dann Gentleman von edel, während Sir und franz. Sire auf senior im Latein zurückgeht. Im Gegensatz zum Herrn steht der Mann. Er ist Gefolgsmann, Kämpfer, Herrscher. Er hat sich in der Gewalt. Das Wort Mann / Mensch ist ursprünglich geschlechts-neutral, es hat seinen Ursprung im Sanskrit: Manas — Mensch — ist das denkende Wesen, dieses Wesen, das Manas — also das Geistselbst — erlangen, empfangen wird. Hingegen bedeutet Anthropos (griech.) das Wesen, das aufschauen kann, seine Arme erheben kann; und schliesslich ist Homo (lat.) derjenige, der die Erde bearbeitet, pflegt (siehe auch Humus — die fruchtbare Erde und Agrikultur — die Pflege derselben, wobei Kultus Pflege bedeutet).
CHRISTUS ist seit Golgotha der Herr der Erde. Sie ist, wir kommen noch darauf zurück, seit dem Mysterium von Golgotha der Leib CHRISTI. ER sagt: Wer Mein Brot isst, tritt Mich mit Füssen (Ps. 41, 9-10) — weil ER Sich ganz mit der Erde verbunden hat. Golgotha ist der Moment der grössten Liebestat in der Weltgeschichte! Seitdem ist ER der Herr des Schicksals. Dieses Herr-sein ist kein Herrschen, nicht Ausübung eigener Macht, es ist Opferung. Aristoteles nennt das Nearchie, das ist völlige Machtlosigkeit aus Liebe — Hingabe zum Menschen, zur Erde — also Herrlichkeit ohne Macht: Ohnmacht — aber keine Bewusstlosigkeit! CHRISTUS kennt jeden Menschen. Weil ER der Herr der Erde ist, ist ER auch der Herr der Menschheit, der Herr des Schicksals (siehe z.B. Jo. 4. 43 ff. Heilung des Sohnes).
Wer aber ist denn mein Herr der Seelenkräfte, oder soll es werden? Wer ist der Herr in meinem Haus, in meinen Temperamenten? CHRISTUS ist mein wahres ICH! Mit dem Schulungsweg, wie er in Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (GA 10) geschildert ist, und in den Mantren der freien Hochschule, wird ein Weg zur Selbsterkenntnis gewiesen und damit ein Weg zur Erkenntnis CHRISTI. Ein zweiter Weg führt durch die Stufen der Messe und der Opferfeier als esoterischer Feier, in Lektion — Opferung — Wandlung — Kommunion ebenfalls zur Schwelle, ein dritter Weg ist die Einweihung (siehe Die drei Wege der Seele zu Christus, GA 143).
Das Menschen-ICH ist als Ebenbild GOTTES erschaffen; seit dem Ur-Pfingsten kann es durch die HEILIGE GEISTIN — SOPHIA, in den Menschen einziehen, göttlich werden, sich seiner selbst mehr und mehr bewusst werden. In dem Buch Aus der Akasha-Chronik im Kapitel: Das Leben der Erde (GA 11) beschreibt Rudolf Steiner, dass auf dem alten Saturn zwei Menschenursprünge entstanden: ein niederer Mensch mit dem physischen Leib und ein höherer Mensch mit dem Geistesmenschen — Atma; die entsprechenden anderen Wesensglieder kamen auf alter Sonne und altem Mond dazu. Zunächst gingen diese beiden Menschennaturen getrennte Wege. Die Erdentwicklung führt sie zusammen durch das Kraftwesen, das ICH des Menschen (zu den Erdvorläufern siehe Die Geheimwissenschaft im Umriss GA 13).
Im 2. Teil des Vortrags Vorverkündung und Heroldtum des CHRISTUS-Impulses … (GA 143) heisst es: CHRISTUS, Der Sich aus Erdenfernen näherte und Sich mit der Erde verband, ER wird an ihrem Ziel das Reale sein auf der Erde, ER wird der Geist der Erde sein. Der ist ER zwar jetzt auch schon, nur werden dann die Menschenseelen von Ihm durchdrungen sein, die Menschen werden ein Ganzes mit IHM bilden. Das steht mit anderen Worten auch in Jo. 14, 3 und 14. Da ist im Hinblick auf die Parusie, der Wiederkunft CHRISTI, von der Vereinigung also der Koinonia — der Vereinigung mit der göttlichen Welt, der höchsten Form der Liebe, die Rede, und dass die HEILIGE GEISTIN — SOPHIA in den Menschen einziehen wird. Das wird dann der Menschensohn sein! Und es ist gleichzeitig die höchste Form der Kommunion. Allgemein gesagt führt die Liebe zur Reïnkarnation, zum Leid der Erde und ihrer Nöte, zur Erkenntnis — das ist das moderne Heilige Land!
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Die Hierarchie, die heilige Ordnung der Himmel, in ihrer Wirkung auf der Erde.
Die ägyptischen Pyramiden waren zunächst einmal Grabmale der Pharaonen und der höheren Hofbeamten. Wahrscheinlich waren einige oder alle auch Einweihungsstätten der damaligen Mysterienkulte. Wenn die Katheten, also die räumlich drei Seiten, imaginativ verlängert werden, entsteht eine zweite Pyramide, Spitze an Spitze auf der ersten unteren stehend. Flächig skizziert, bedeutete das untere Dreieck mit der Hypotenuse als Basis, dass die Macht unten auf der Erde bei den Menschen liegt, bei dem oberen entsprechend die Macht oben in den Himmeln bei den GÖTTERN. Der Schnittpunkt, die Kreuzung, war damals, als Spitze, bei der unteren Pyramide vergoldet — das Metall der Sonne, des Horus. Sie öffnet sich nach oben, um dem Heiland der Welt den Weg zu ebnen. — Der Bau der Pyramiden kann nicht durch Sklaven geschehen sein, sie wären an den unsäglichen Anstrengungen gestorben. Die Arbeit war ein Dienst an den GÖTTERN, ein Opfer — also freiwillig. Wir wissen heute, dass Menschen mit einer spirituellen Gesinnung nicht unbedingt Schaden an äusseren Qualen nehmen, siehe auch die Erfahrungen der Salutogenese. Herodot spricht von zehnmal zehntausend Menschen — nacheinander, die am Bau einer Pyramide beteiligt waren.
Wenn sich nun die beiden Dreiecke, wiederum imaginativ gedacht, auf einander zu bewegen, wandern, sich durchdringen, entsteht ein Hexagramm, der Stern Davids, das ist der Stern CHRISTI und das Zeichen des Grals. — Rund eintausend Jahre nach den ersten Pyramiden begegnete Mose im brennenden Dornbusch JAHVE/JEVE, dem einen GOTT (Ex. 3), das bedeutete ER ist oder heute: ICH-BIN. (Die ursprüngliche Aussprache ist nicht überliefert, ein mir bekannter jüdischer Mensch wollte oder konnte mir dabei auch nicht weiterhelfen)
In der Kabbala nach dem durchaus kritisch zu betrachtenden Eliphas Levi finden wir näheres: Jahve ist der unaussprechliche Name GOTTES — der siebente von zehn; wenn nicht sogar nur Umschreibungen wie der Hochgelobte, ER oder ähnliches gebraucht werden. Besonders bekannte Namen sind: Jehova (eine Verballhornung von Jahve, durch falsche Vokalisation entstanden: JHWH/HWHJ = hebr. Schreibweise — das ist fast schon ein Mantram). EL (GOTT), Eloah (Schöpferkraft, Plural: Elohim — (siehe daraus die arabische Entsprechung Allah), Sabaoth (Herr der Heerscharen), Adonai (Herr). In der hebräischen Schrift gibt es keine Vokale in unserem Sinn, so dass in den Übertragungen Undeutlichkeiten entstehen, ausserdem wird von rechts nach links geschrieben.
Das seiende Sein (הָוה) EVE ist die Wurzel des Lebens. Dabei steht das Licht, Vau, in der Mitte eingerahmt vom zweifachen He (ewiger GEIST). Daraus bildete Mose den Namen des Wesens der Wesen durch das Zeichen der Manifestierung und der Ewigkeit (י ְה ָוה) IEVE. Es bedeutet: Sein zwischen Vergangenheit ohne Ursprung und Zukunft ohne Grenze oder Sein — das — ist, das — war, das — sein — wird! Wir sehen, dass im Namen Jahve die gesamte TRINITÄT enthalten ist — CHRISTUS in der Mitte; für Menschen der Antike war das nicht zu begreifen, nicht auszusprechen.
Der verstorbene zypriotische Heiler Markides, genannt Daskalos berichtete aus seinen Schauungen, dass CHRISTUS in der Akasha den ewigen Tempel baut. Alles Gewordene ist fertig, CHRISTUS, das ICH baut die Gegenwart, von der Zukunft ist noch nichts zu sehen. (Heimat im Licht, Knaur München.) In Michael Endes Roman Unendliche Geschichte wird der Schreibende geschildert, der alles Geschehen aufschreibt.
Warum ist der Name der GOTTHEIT im Hebräischen bis heute unaussprechlich? Antwort gibt das 2. Gebot (Ex. 20,2 f. und Dt. 5, 6 f.): Du musst den Namen des GOTTES nicht im Irrtum gebrauchen. Denn ohne Ehrfurcht und im Irrtum über Den in dir wirkenden ICH-bin der ICH-BIN wirst du krank, nach Rudolf Steiner. Ehjeh ascher Ehjeh, hebr.: אהיה אשר אהיה, nach Mose Mendelson und Martin Luther auch ICH werde (ewig) sein (siehe im Anhang: Der Name GOTTES). Nebenbei: JESUS — Jehoshua heisst in ausrufender Bekräftigung JHWH rettet! Weiter: In den nach CHRISTUS zwei wichtigsten Geboten 1. Höre Israel! Die GOTTHEIT (Jahve/Adonai elohenu Jahve/Adonai echad …), unser GOTT, ist ein einiger GOTT. Liebe IHN, deinen GOTT, von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, mit allen Kräften des Gedankens und des Wollens; und deinen Mitmenschen, auch deinen Feind, wie dich selbst; (nach Sh’ma Jisrael, Dt. 6) 2. Liebet einander wie CHRISTUS euch liebt; (Mt. 19, Mk. 10, Lk. 18 und Jo. 13) wird die GOTTHEIT im ersten der beiden Gebote zwar Jahve geschrieben, aber Adonai ausgesprochen. Weiter: CHRISTUS wird vom Hohepriester gefragt, ob ER der Sohn des Höchsten ist. ER antwortet: ICH-BIN (Ani Ho (aram.) / ego eimi (griech.) heisst Ich existiere). Das ist Sein Todesurteil! ER hat eine ‚Todsünde‘ begangen, den Namen GOTTES zu nennen und Sich Selbst als GOTT zu bezeichnen. Pilatus heftete den Grund der Verurteilung in drei Sprachen an das Kreuz, so in Hebräisch: Yeshua Hanozri Wumelech HaYehudim — Jesus von Nazareth, der König der Juden, die Anfangsbuchstaben bilden das Wort YHWH in hebräischer Schreibweise, das ist INRI im Lateinischen. So etwas wollten die Hohepriester nicht lesen, mussten sie aber, denn Pilatus sagte ihnen: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.
Das ICH gab es bis dahin in der Sprache nicht, es war eine grammatikalische Form, z.B. im Lateinischen canto — ich singe. Nur als besondere Betonung war es als ego möglich, wenn also betont werden sollte, dass ich singe, und nicht ein anderer Mensch. Aristoteles nannte dasjenige in sich selbst, das ihn selbst ausmachte, sein Ziel in sich, das er aber nicht greifen konnte, mit dem Wort entelecheia. — Also: Was ich nicht kenne, kann ich auch nicht aussprechen. Seit CHRISTUS können wir Ich-bin sagen und den Begriff seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts immer mehr mit Bewusstsein von uns selbst erfüllen. Luther übersetzte bei der Geschichte vom brennenden Dornbusch GOTT (Jahve) sagt: ICH werde sein, der ICH sein werde, also ICH werde (ewig) sein. (Ex. 3, 14) Das war auf die vorchristliche Zeit bezogen. Somit sagt Rudolf Steiner mit Recht für die Zeit seit CHRISTUS: ICH-BIN der ICH-BIN! Nebenbei: Der Germanenapostel Wulfilas bildete das bis dahin unbekannte Wort ICH aus den Anfangsbuchstaben Jesu CHRISTI — I CH.
Die Meister der Bauhütten der Gotik, die ja in der Tradition der Tempellegende standen, setzten in die Vierung der Kathedralen den Namen Jahve י ְ ה ָו ה in ein Dreieck, z.T. ist das auch noch heute in den Kathedralen zu sehen, bei der Trennung des profanen vom sakralen Bereich im symbolischen Lettner.
Damals: Man betritt das Haus GOTTES! (siehe die Zeichnung in der Seitenleiste.)
Wir kommen zu den beiden dritten Dreiecken der oberen Abbildung. Sie sind imaginativ weiter gewandert, so dass die Basen der beiden Dreiecke aneinander liegen. Das Bild der Pyramide, das Dreieck, steht auf der Spitze. Wir sind in der heutigen Zeit angekommen, und das bedeutet, dass die Macht bei den GÖTTERN unten auf der Erde, und dass die Macht bei den Menschen oben in den Himmeln ist — es sollte besser gesagt werden: sein soll. Macht bei den GÖTTERN auf der Erde bedeutet, dass CHRISTUS im Erdensein lebt, dass ER der Herr der Erde ist, und dass ER den Menschen hilft, ihre geistige Heimat nicht zu vergessen — den Weg in die geistige Welt zu finden, Brückenbauer zwischen hüben und drüben zu werden. Das ist dann die Macht bei den Menschen in den Himmeln. Man kann sagen, die ägyptische Kulturepoche ist mit unserer heutigen an der Zeitenwende gespiegelt.
Wir erleben mit den Abbildungen verbunden die rosenkreuzerischen Verse des Grundsteinspruches der Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft: Aus dem GÖTTLICHEN weset die Menschheit — Ex DEO nascimur / In CHRISTUS wird Leben der Tod — In CHRISTO morimur / In des GEISTES Weltgedanken erwachet die Seele — Per SPIRITUM SANCTUM (REGINAM CAELORUM) reviviscimus (GA 260); das GÖTTLICHE wirkt in die Menschheit im ersten Vers, in CHRISTUS erleben wir den Tod und das Leben im zweiten Vers und durch den GEIST, die SOPHIA das Erwachen der Seele in der Auferstehung im dritten Vers. In der freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum sind diese Verse in ihrer deutschen Übertragung in ähnlicher Form wesentlicher Bestandteil.
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Mitte der 80er Jahre beschäftigte ich mich mit dem Kunstbegriff bei Joseph Beuys, aus dieser Arbeit stammt auch die Skizze der Pyramiden. Während einer Arbeitsgruppe im Beuysschen Atelier — ich sass unter der berühmten Fettecke — wurde heftig über die Eigenschaft dieser Fettecke gestritten: Ist das Kunst, ist das ästhetisch? Nach einer Weile griff Johannes Stüttgen, Beuys’ Meisterschüler, ein und sagte, dass für Beuys so ein Gespräch die wahre Kunst sei und nicht das Objekt. Es entsteht die Soziale Plastik, die gestaltend, verändernd auf die Gesellschaft einwirken will. Sie ist das Kapital! — In dieser Nacht verstarb Joseph Beuys. — In Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie ist ein zentraler Satz: (Schlange) Was ist erquicklicher als Licht? — (König) das Gespräch. Schliesslich entsteht durch das Opfer der Schlange, durch die Ver-Wandlung, der neue Tempel, und es wird durch sie eine Brücke über den Fluss gebaut, die die sinnliche und die geistige Welt verbindet. Menschen gehen von einer Seite zur anderen, ein schönes Bild für die Kommunion, wieder Koinonia, die Liebe in der Gemeinschaft.
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Aus der Tempellegende und die Fusswaschung
Als Sozialtherapeut habe ich mich der Arbeit verschrieben. Daher: Ein kurzer Blick in die Tempellegende in Bezug auf die Abel- und die Kaïns-Strömung mag das ergänzen. Die Tempellegende ist die Grundlage, die Begründung der menschlichen Arbeit und der Gründungsimpuls der Rosenkreuzer. Ein Eloah verband sich mit der Urmutter Eva. Daraus entstand Kaïn, in späteren Inkarnationen wurde diese Individualität Johannes der Evangelist und Christian Rosencreutz. Jahve erschuf danach Adam, in einer späteren Inkarnation wurde dieser Johannes der Täufer. Adam und Eva verbanden sich, es entstand Abel. Abel wurde ein Hirte und opferte ein Lamm. Kaïn bebaute den Acker und opferte von den Früchten des Feldes. Die GÖTTER säten Zwietracht zwischen den beiden; das Opfer Abels war genehm, das Opfer Kaïns nicht, denn Kaïn veränderte die Schöpfung durch seine Arbeit. In Wut — ist das Zorn? — erschlug Kaïn Abel und die Erde nahm den Leichnam auf, was sie nach göttlichem Beschluss nicht durfte — er sollte auf der Erde bleiben. Kaïn bekam ein Mal — das Ich — dass zeigte, dass ihn niemand töten durfte! In der Folge gebar Eva Seth als Ersatz für Abel.
Seth-Abel und seine Nachkommen waren Priester. Sie bewahrten das Gegebene, veränderten die Welt nicht. Kaïn und seine Nachkommen wurden Künstler, Handwerker, Techniker. Sie machten sich durch ihre Arbeit die Erde untertan, veränderten die Welt (homo faber: der arbeitende Mensch).
Für jede Tat auf Erden muss es einen karmischen Ausgleich geben.
Ein Zeitsprung:
Salomo war ein abelitischer Mensch. Er war ein weiser, reicher und hellsehender König und hatte das nötige Gold für den Tempelbau. Die wesentlichen Nachfolger Kaïns waren seine Söhne Lamech, der Bewahrer der Schrift, und Tubal-Kaïn, der Erbauer von Musikinstrumenten und Verarbeiter des Metalls. Ein kaïnitischer Mensch war auch Hiram-Abif, der Erbauer des salomonischen Tempels. Salomo konnte den Tempel, der symbolisch für die Menschheitsentwicklung steht, ersinnen, aber nicht erbauen. Sein Vater David wollte es, aber durfte es nicht. Er hatte gegen das göttliche Verbot einer Volkszählung verstossen und ausserdem Bath-Sheba, die Witwe seines Feldherren, den er wegen dieser Frau in den Krieg geschickt hatte, geheiratet. Sie gebar ihm Salomo.
Balkis, die Königin von Saba, besuchte Salomo, um ihn zu heiraten. Als sie den Tempel sah, war sie begeistert: Wie kann Menschenkraft so etwas bauen? Daraufhin wollte sie Hiram sehen und alle Arbeiter. Salomo meinte, dass sei unmöglich, aber Hiram stieg auf einen Hügel, machte mit seinem Hammer ein magisches Zeichen und alle Arbeiter kamen. — Salomo konnte das nicht! Balkis verband sich daraufhin mit Hiram, das Alte — Atavismus und Seelisches bei Balkis — und das Neue — Ichhaftes und Geistiges bei Hiram kamen zusammen. In Salomo entstand Eifersucht.
Drei finstere Gesellen wollten von Hiram das Meisterwort erfahren, mit dem sie Macht über die Menschen gehabt hätten. Jedoch erkannte Hiram ihre Unreife und verwehrte ihnen das Meisterwort, worauf sie zu seinen Gegnern wurden. Es sollte der Guss des völlig durchsichtigen Ehernen Meeres, des Bildes des idealen Menschen, erfolgen. Der letzte Schlag musste noch ausgeführt werden, wurde aber durch die drei finsteren Gesellen verhindert — ein Brand verhinderte die Klarheit. Um das Werk zu retten, stürzte sich Hiram ins Feuer. Er kam bis zum Mittelpunkt der Erde. Dort, bei Vater Luzifer, traf er Kaïn und Tubal-Kaïn und erhielt einen neuen Hammer zur Rettung des grossen Werkes. Die drei finsteren Gesellen schürten und schafften Zweifel, Aberglauben und Illusion. — Durch das Feuer der Lemuris, das Wasser der Atlantis und die reale Arbeit Kaïns vor der Tötung Abels, kommt der Mensch statt durch traumhaftes Schauen wie bei Abel zur Initiation, zur ICH-Entwicklung!
Um den Hammer zu erhalten, töteten die drei Gesellen Hiram. Dieser versteckte den Hammer vorher — er blieb verborgen! Salomo erfuhr den Mordplan, aber verhinderte ihn nicht. Insofern ist er schuldig am Tod Hirams. Das ist die Umkehrung und der karmische Ausgleich der Tötung Abels durch Kaïn. Nach dem Tod Hirams gebar Balkis Hirams Kind.
Kaïn tötete Abel — Salomo ´tötete` Hiram; den karmischen Ausgleich vollzieht CHRISTUS. ER verbindet Kaïn und Abel über Adam in der Zusammenführung von Lazarus-Johannes, dem Evangelisten, und Johannes dem Täufer in der Erweckung Lazarus’ (siehe Rudolf Steiners Letzte Ansprache in GA 238 vom 28.9.1924). CHRISTUS JESUS ist der Erstling einer neuen Menschheit: zugleich Handwerker — Zimmermann und Lehrer der Menschheit und natürlich mehr! Der karmische Ausgleich der Kaïnstat erfährt eine neue Stufe durch CHRISTUS: Die beiden grossen Menscheitsströme werden zusammengeführt, zuerst in CHRISTUS JESUS, in der Königs- und der Priesterlinie der zwei Jesusknaben, dann in immer mehr Menschen in der heutigen Zeit. Die Urspaltung der Menschen in Abel- und Kaïns-Menschen, die Ur-Akademiker und die Ur-Handwerker, soll heute aufgehoben sein. Das geschieht durch Menschen wie Tolstoj, Gandhi, Schweitzer und viele andere. Alle Menschen sind Bürger beider Welten: der Irdischen und der Geistigen, und wir müssen es lernen, Brückenbauer zwischen den Welten zu werden. Durch unser Tun arbeiten wir mit CHRISTI Hilfe daran, dass die Macht bei den Menschen in den Himmeln ist. CHRISTUS wirkt als Herr der Erde — und durch ihn werden die Menschen Mitschöpfer einer neuen Erde! (Tempellegende: Nach Prof. Klaus Fintelmann ✝︎, Studienkreis und Buch Mission der Arbeit, siehe hierzu auch das ausführliche Kapitel über die Tempellegende in den Anhängen, basierend auf den Angaben Rudolf Steiners.)
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Soweit die Tempellegende; ein weiterer Exkurs: Von den Arbeitern im Weinberg (Mt. 20) lernen wir, dass Arbeit und Einkommen getrennt sein müssen, nur damit schaffen wir als Menschen ein friedvolles Zusammenleben. Gleichheit und Gerechtigkeit ist besonders auch nach der aramäischen Bibel der alles umfassende Wirkensbereich des MESSIACH, und wir finden die Regel für das allgemeine Gut aller, damit einer für den anderen im harmonischen Zusammenwirken sorgen kann, im 1. Kor. 12, 25: Eure Fülle möge den Mangel der anderen ausgleichen; ein anderes Mal mag der Überfluss der anderen euch zugute kommen und sich so ein Ausgleich anbahnen: Wo viel ist, soll kein Überfluss, wo wenig ist, soll kein Mangel herrschen (2. Kor. 8, 14). Rudolf Steiner hat das ähnlich im sozialen Hauptgesetz formuliert. Es soll jetzt wirken, wie ein Naturgesetz, zielt aber auf das neue Jerusalem. 1906 formulierte Rudolf Steiner dieses soziale Hauptgesetz (6/1905 Aufsätze zu Geisteswissenschaft und soziale Frage). Das Interessante daran ist, dass er eine Erkenntnis des sozialen Lebens wie ein Naturgesetz formulierte. Nur unter der gegebenen Bedingung ist ein gerechtes und fruchtbares menschliches Zusammenleben möglich:
Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso grösser, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, d.h., je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.
Dr. Benediktus Hardorp ♰, Heidelberg, Prof. Götz Werner ♰, Karlsruhe haben auf Grund dieses Gesetzes das bedingungslose Grundeinkommen definiert und ausgearbeitet. Rudolf Steiner, bespricht näheres im National-Ökonomischen Kurs.
Hiermit ist ein Beispiel für ein bedingungsloses Grundeinkommen geschildert. Arbeit ist nicht bezahlbar, und jeder hat ein Recht auf Arbeit und ein menschenwürdiges Leben! Andererseits ist die Pflicht notwendig, das zu tun, was Not-wendig ist — jeder tut, gemäss seiner Talente, das, was er kann. Das ist zutiefst christlich!
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CHRISTUS kommt ohne Abirrung, ohne die so genannte Sünde, in die Erdenwelt. Auf Golgotha verbindet ER sich ätherisch bleibend mit der Erde. Das kann kein Mensch, und auch kein Engel! ER kann seit der Mitte des 20. Jahrhunderts im Ätherischen, im Lebendigen, wie es im Neuen Testament heisst, von einzelnen Menschen geschaut werden. Was Paulus als erster Erdenmensch vor Damaskus erlebte — den wiedergekommenen CHRISTUS — kann heute für jeden Menschen Wirklichkeit werden. So ist ER den Menschen immer nahe, und ER führt die Menschen dadurch zu neuen Fähigkeiten, dass der Mensch zum Mitschöpfer an der Erde, an der neuen Erde, wird.
Hingabe in Liebe getaucht, ist das Gute, sonst wird es Böse. Das Böse kann — soll — aber gut geliebt werden, das ist Manichäismus. CHRISTUS ist die Mitte, das Licht der Welt. ER ist der Herr des Karma, und gleichzeitig ist Sein Karma die Welt.
Nach dem Mysterium von Golgotha ist die ganze Menschheit, sind alle Völker Israel, d.h. Gotteskämpfer, oder vielmehr: sie können es werden durch Hingabe und Opferung — Selbstüberwindung — ohne Waffen!
Der eigentliche Name jedes Menschen heisst ICH! Wer ruft bei dem eigentlichen Namen? Zunächst CHRISTUS: ICH rufe dich bei deinem Namen, du bist Mein! (Jes. 43,1) — das ist die Erlösung Israels, und damit der Menschheit. Das ICH ist wie der gemeinsame Nachname aller Menschen, denn CHRISTUS ist in uns! Hier ist aber nicht nur das ICH gemeint, sondern der individuelle Mysterienname, den jeder Mensch nur für sich hat, und den man in besonderen Situationen als Anrufung oder besser Berufung hört. Wer den Zugang zur geistigen Welt durch CHRISTUS findet, die Tür zu den Schafen (Jo. 10), lernt die Schwelle von hier nach dort und von dort nach hier — am Hüter der Schwelle vorbei zwischen geistiger und irdischer Welt — zu überschreiten, und er wird Nahrung finden für seine Seele wie die Schafe Weide finden! Er wird zum Bürger beider Welten, zum Brückenbauer zwischen hüben und drüben.
Dies alles bewirkt CHRISTUS als Herr der Erde! ER prägt der Materie in der esoterischen Feier, in der Messe, den Geist ein und gibt mit dem Kultus das Mittel zur Erlösung der Erde — nicht in der Konservierung des Alten, sondern durch Erneuerung, ohne das Alte zu vergessen, nicht nur Religion, sondern Religiosität bis in den Alltag hinein. Daraus folgt doch, das es ohne Kultus keine Zukunft gibt!
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Jo. 13, 18 zur Fusswaschung: ICH rede nicht von euch allen. ICH weiss, welche ICH erwähle; aber damit die Schrift erfüllt werde: Der Mein Brot isst, tritt mich mit Füssen (Ps. 41, 9-10). Das betrifft nicht nur Judas, alle Menschen sind gemeint, CHRISTUS ist jetzt der Geist der Erde! —
19 Jetzt sage ICH es euch, ehe es geschehen ist, damit ihr, wenn es geschieht, mit Glaubenssicherheit erkennt, dass ICH-BIN.
20 Ja, so ist es, Amen, ICH sage euch: Wer den aufnimmt, den ICH sende, der nimmt Mich auf; und wer Mich aufnimmt, der nimmt Den auf, Der Mich sendet (Ps. 41. 10).
Vorher sagte Petrus: Meister, Du sollst mir nicht die Füsse waschen. CHRISTUS antwortet: Wenn ICH dich nicht wasche, hast du kein Teil an mir. Petrus: Nicht nur die Füsse, auch die Hände und das Haupt. CHRISTUS: Wer gewaschen ist, bedarf nur der Fusswaschung … Dass CHRISTUS das Gewand bei der Fusswaschung ablegt heisst, dass ER sich aller Macht entäussert. Die Waschung der Füsse geschah ausserhalb des Kultus durch Sklaven. Zur Fusswaschung das Gedicht:
Ich danke dir, du stummer Stein, / Und neige mich zu dir hernieder: / Ich schulde dir mein Pflanzensein.
Ich danke euch, ihr Grund und Flor, / Und bücke mich zu euch hernieder: / Ihr halft zum Tiere mir empor.
Ich danke euch, Stein, Kraut und Tier, / Und beuge mich zu euch hernieder: / Ihr halft mir alle drei zu Mir.
Wir danken dir, du Menschenkind, / Und lassen fromm uns vor dir nieder: / Weil dadurch, dass du bist, wir sind.
Es dankt aus aller Gottheit Ein– / Und aller Gottheit Vielfalt wieder. / In Dank verschlingt sich alles Sein.
Die Fusswaschung von Christian Morgenstern beschreibt eindringlich, dass seinem Nächsten und eben auch der Kreatur zu dienen ist. Der Mensch kann sonst nicht zu Höherem aufsteigen. CHRISTUS übernimmt das Schicksal der Menschen, nicht nur das Seiner Schüler, und wie ER an uns, so soll der Mensch an seinen Mitgeschöpfen handeln.
Die alten Rituale finden eine Fortsetzung im christlichen Kultus. Sie sollten konserviert werden, wurden aber nicht mehr verstanden. Früher sahen die Menschen in den Handlungen, den Ritualen, geistige Taten. Heute sind sie aufbewahrt, mumifiziert. Das wird sich ändern, wenn der Weg gefunden sein wird, die Kraft, die vom Mysterium von Golgotha ausgeht, in alles menschliche Tun hineinzubringen. Diese Kraft hineinzubringen, verstehen die heutigen Menschen nicht. Ausser von einzelnen Menschen wird nicht verstanden, wie die Menschen Vermittler zwischen dem Geistigen und dem äusseren Geschehen sein können. Das Geistige muss ausströmen und in die Handlungen einfliessen. Man verrichtet die Dinge nach materialistischen Grundsätzen und sucht, was die Seele braucht, in einer abgesonderten Religion. Das ist egoistisch, weil man nur wissen will, wie die GOTTHEIT mit unseren Taten umgeht, anstatt das Religiöse in das tägliche Leben zu bringen — die Werkbank zum Altar zu machen!
Wenn eine Kultushandlung verrichtet werden soll, muss das ein Appell an die geistigen Mächte sein, sich mit der Erde zu verbinden. Kultushandlungen geben die Möglichkeit, mit geistigen Mächten zu verkehren, sich mit der Zukunft zu verbinden. Das ist Nahrung für diese Wesen.
Wenn die Erde einmal vergangen sein wird, wenn alles Materielle verwandelt sein wird, der Jupiter-Zustand (siehe Geheimwissenschaft im Umriss, GA 13) erreicht sein wird, werden Kultushandlungen vollzogen, die aus einem richtigen Erfassen der geistigen Welt hervorgehen. Alle elementaren geistigen Wesenheiten, die in den Kultus hereingerufen, eingeladen werden, sind als Keim für den Jupiterzustand schon vorhanden, sie suchen ihre Nahrung im Kultus. — In der Opferfeier heisst es zum Schluss: … nehmet (ihr Himmel) hin dies als die opfernde Tat der Menschenseele … hier wird es deutlich. Das ist die Auferstehung der neuen Erde.
CHRISTUS ist in den Leib JESU von Nazareth eingezogen und hat ihn völlig vergeistigt, so dass ER, hinweisend auf Brot und Wein, sagen kann: Das ist nicht die wahre Gestalt von Brot und Wein; die wahre Gestalt, im Menschen wohnend, ist Mein Leib, ist Mein Blut! (GA 216) Alles, was der Mensch geistig vorbereitet, wird sein aber auch SEIN! Was im Wort, im LOGOS, lebt, ist spirituell. Himmel und Erde werden vergehen, aber Seine Worte werden nicht vergehen. CHRISTUS und der LOGOS sind eins, so sind Brot (Kosmos) und Wein (Planeten) Leib und Blut des LOGOS. Auf die Frage Friedrich Rittelmeyers nach dem Unterschied von Kommunion und Meditation (siehe Abschnitt über die Kommunion am Anfang), antwortete Rudolf Steiner, dass ab dem Zungenrücken, wenn die Hostie ihn passiert hat, kein Unterschied mehr vorhanden ist. Es sind also beides zwei verschiedene Wege, die zum selben Ziel führen (siehe oben Drei Wege der Seele …).
Rudolf Steiner schreibt in der Geheimwissenschaft im Umriss (GA 13) im letzten Abschnitt über die schöpferische Kraft der Liebe (S. 414 ff. vor dem Kapitel Einzelheiten aus dem Gebiete der Geisteswissenschaft) Durch die Geister der Form, das sind die Exusiai/Elohim, erhält der Mensch sein selbständiges ICH. Dieses wird nun in der Zukunft zusammenstimmen mit den Wesen der Erde, des Jupiter, der Venus, des Vulkan — das sind die Nachfolger der Erde — durch die Kraft, welche sich durch den Erdenzustand der Weisheit einfügt. — Die Weisheit ist die Frucht dessen, was durch die Entwicklung der Mensch geworden ist — Es ist dies die Kraft der Liebe. Das muss im Menschen der Erde seinen Anfang nehmen. Also: der Kosmos der Weisheit entwickelt sich zum Kosmos der Liebe! CHRISTUS ist das umfassende Vorbild der Liebe; in das Innerste des menschlichen Wesenskerns ist der Keim der Liebe gesenkt. Die Liebe wird sich in Zukunft selbst als neue Naturkraft offenbaren. Geistige Erkenntnis verwandelt sich durch ihr Sein in Liebe. Wenn die Weisheit im Menschen verinnerlicht wird, wird sie Keim der Liebe, ist also die Vorbedingung, und damit wird sie zur Erfüllung der Erdenzeit. Allerdings bedingt die Liebe immer die Freiheit. Sie zwingt und fordert nicht, sie lässt geschehen so Paulus im 1. Kor. 13, Das Hohe Lied der Liebe.
Das `Testament´ CHRISTI ist das Liebesgebot. Es ist im Ansatz schon im mosaischen Gesetz enthalten, aber jetzt ist es neu: es wird in Tod und Auferstehung die neue Welt erschaffen — offenbaren (Jo. 15, 9 ff.)! Noch einmal: Höre Israel! Unser GOTT — CHRISTUS, ist ein einiger GOTT. Liebe IHN, deinen GOTT, von ganzem Herzen, aus ganzer Seele, mit allen Kräften des Gedankens und des Wollens; und deinen Menschenbruder, auch deinen Feind, wie dich selbst … (nach Sh’ma Jisrael und Jo. 14, 34) Liebet einander wie CHRISTUS euch liebt. Wir erkennen CHRISTUS, weil wir in IHM sind, weil wir wie ER sind (nach 1. Jo. 2 und Augustinus), uns immer mehr mit Ihm vereinen können und damit Seiner Liebe teilhaftig sind — wieder die Koinonia.
Die Substanz der Welt ist Liebe!
In der fünften Kulturepoche, also jetzt, ist die stärkste Zeit der Prüfung für die Menschen und ausserdem ein besonderer Angriff der Widersacher auf alles wahrhaft Kultische. Wir erleben das in vielfältigen Epidemien, Naturkatastrophen und Kriegen. Wie wird der Mensch Mitschöpfer? Was ist Natur in mir, was ausser mir? Wo ist mein Menschsein? Antworten gibt der Kultus in Freiheit ergriffen, denn aller Kultus kann nur frei sein. Niemand kann sagen, wie oder was geglaubt werden muss. Es ist gleichgültig, wo ein Mensch steht, ob z.B. in der Menschenweihehandlung oder in der esoterischen Feier. Überall kann kultisch aus Anthroposophie gearbeitet werden, auch und gerade am kosmischen Kultus. Gandhi sagte einmal, dass es egal ist, in welchen Tempel man geht — es ist die Hauptsache, dass man geht. Der Streit darüber ist müssig. 1922, während des Brandes des Goetheanums, spricht Rudolf Steiner über dieses Geschehen (GA 219). Einhundert Jahre danach, heute, verfallen viele Menschen immer mehr in den Materialismus, dessen Zeit eigentlich vorbei ist. Wir müssen mit CHRISTUS, dem alles Liebenden, frei sein — mit IHM denken, IHN liebend fühlen.
Die Handlungen des Freien Religionsunterrichts gehören nach Rudolf Steiner der Waldorfschule und sind heute angebunden an die Allgemeine Anthroposophische Sektion in Dornach. Es wird menschenkundlich gearbeitet und nicht konfessionell. Die esoterische Feier kann überall gehalten werden, wo Menschen sind, die sie wünschen. Auch wenn keiner zur Handlung kommt, die Verstorbenen kommen immer. Sie muss also stattfinden (GA 216).
CHRISTUS ist der Herr der Erde! Das wird besonders deutlich im Auferstehungsbild, der Ostertafel, des Isenheimer Altars. CHRISTUS überwindet durch Seinen Tod und Auferstehung die Materie und führt damit die Erde zum neuen Äon. ER ist die Sonne um Mitternacht! Wir Menschen dürfen Ihm folgen.
Aus Vorträgen des Verfassers bei Anthropoi und in Religionslehrertagungen.
Zitate, auch in der esoterischen Feier, sind im Allgemeinen frei übertragen.
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